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  2005


Beauty - Matrix - Operation
Andrej Barovs BMO Projekt


„Vielleicht entsteht Bewusstsein dann, wenn das Gehirn die Welt so vollständig simuliert, dass diese Simulation ein Modell ihrer selbst enthalten muss.“
Richard Dawkins

Perfekte Schönheit ist, wie Unsterblichkeit, ein alter Traum der Menschheit, und zugleich etwas Abstraktes, etwas, das in der stets ein wenig asymmetrischen Flora und Fauna, der lebenden Natur, nicht vorkommt. Asymmetrie empfinden wir als lebendig, perfekte Schönheit als tot, als einschüchternd, ja als geradezu bedrohlich. Und doch wünschen wir sie uns, experimentieren chirurgisch und genetisch, um ihr nahe zu kommen. Eine ganze Industrie lebt von dieser Sehnsucht nach Ebenmaß und Harmonie.

Schöne Menschen haben es leichter im Leben. Also gilt es, als liebendes Elternpaar, das Reproduktionsbedürfnis seiner selbst zurückzustellen und die eigene unvollkommene Erscheinung durch gekaufte Spermien und Ovarien von Models, wie sie etwa im Internet angeboten werden, zu maximieren. Nachträgliche operative Korrekturen sind nur der zweitbeste Weg und, wie uns die Realität lehrt, nicht immer von Erfolg gekrönt. Da ist es nur verständlich, dass die Forschung fieberhaft bemüht ist, Lebewesen nach vorherbestimmbaren Genmixturen zu erschaffen, um endlich Idealmenschen zu kreieren.

Schönheit ist ein Produkt der Mathematik, sie basiert auf pythagoräischen Zahlenverhältnissen, die die perfekten Positionen von Stirn, Augen, Nase, Mund und Kind zu beschreiben vermögen. Der Kanon dieser Schönheit ist bis heute der Doryphoros des Polyklet (5. Jahrhundert vor Chr.). Andrej Barov hat mit seinem BMO Projekt M23 ein 3-D-Verfahren entwickelt, das eine für beide Geschlechter und alle Rassen gültige Ideal-Maske amerikanischer Schönheitschirurgen zugrunde legt, die auf allzu reale Gesichter projiziert wird und nach der dringend notwendige Korrekturen vorgenommen werden können. In sieben Schritten, entsprechend sieben christlichen Tagewerken, nähern wir uns dem paradiesischen Zustand an. Step by step wird aus dem bulligen Charakterkopf mit hängenden Mundwinkeln, massigem Kinn und abstehenden Ohren der goldene Idealtyp, der in seiner Leblosigkeit zugleich monströs erscheint. Wie gut, dass Andrej Barov in der letzten Wandlungsphase eine kleine Sanduhr auf dem Bildschirm erscheinen lässt: Es besteht also noch Hoffnung, dass sich der Computer aufgehängt hat und uns eine Realität erspart, die alle Simulationen in den Schatten stellen würde.

Boris von Brauchitsch

Richard Dawkins ist zitiert nach Norbert Bolz, Eine kurze Geschichte des Scheins, München, 1991, S.122)
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