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Color Matrix

Sonderausstellung des Museums für Abgüsse Klassischer Bildwerke mit Vorträgen zur Ästhetik des Digitalen Zeitalters und ihren neuronalen Grundlagen

Eröffnung am Donnerstag, den 6. Oktober 2005 um 18.00 Uhr

Dauer: 7. Oktober bis 13. Dezember 2005

Konzept: Andrej Barov und Ingeborg Kader

Andrej Barov ist einer der herausragenden Exponenten der Digital Art. Als souveräner Spezialist digitaler Medientechnik für Fotografie und Film ist es sein besonderes Anliegen, neue und erweiterte Konzepte im Bereich der künstlerischen digitalen Fotografie zu erproben und neue Bildinhalte zu entwerfen. Bevorzugte Themen sind dabei Phänomene des Sehens und deren Auswirkungen auf das psychische Erleben. Seine Arbeiten spielen mit unserer visuellen Wahrnehmung und verschaffen uns neuartige Sinneseindrücke. Sie sind gleichzeitig als ästhetischer aber auch kritischer Kommentar zum Digitalen Zeitalter zu verstehen, in dem Bildmedien, Wissenschaft, Technik und alle Bereiche des täglichen Lebens revolutioniert wurden, und der Computer als neuer Gott gilt. Die Sonderausstellung „Colour Matrix“ im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke zeigt sechs Werkserien von Andrej Barov. Spektakulärstes Werk der Ausstellung wird eine ca. 200m_ große Leuchtkasten-Installation aus der Werkserie „256“ im Glasdach über dem nördlichen Lichthof unseres Museums sein. Bilder dieser Werkserie vermitteln uns die Farbwerte und die Farbwirkung weltberühmter Gemälde in völliger Abstraktion, d. h. getrennt von der gegenständlichen Darstellung, den Farbsubstanzen, dem Bildträger usw. usf. Als Ausgangsbild wählten wir Raffaels „Schule von Athen“ aus der Stanza della Segnatura im Vatikan, jene ideale Versammlung der größten Denker des Altertums, in der Raffael die Bewunderung seiner Zeit für die Antike und den Kosmos des antiken wissenschaftlichen und philosophischen Erbes unübertrefflich zum Ausdruck gebracht hat. Wie die Bilder Andrej Barovs die Farbe aus der Form extrahieren, so vermitteln die originalgroßen Gipsabgüsse antiker Statuen in unserem Museum die reine Form der Skulpturen abstrahiert von der Stofflichkeit und Oberflächenwirkung des ursprünglichen Werkstoffs, sei es Marmor oder Bronze.
Ein weiteres Hauptexponat ist „BMO Projekt M23“, ein in digitalen 3D-Verfahren zunächst virtuell, dann als dreidimensionales Objekt realisierter männlicher Kopf, der mit Hilfe von heutigen z. B. in der Schönheitschirurgie gebräuchlichen Idealmodellen gestaltet worden ist. Ein antikes Äquivalent findet dieser Kopf im sog. Doryphoros, den der Bildhauer Polyklet im 5. Jahrhundert vor Chr. nach den Proportions- und Harmonieprinzipien der pythagoräischen Lehren entwarf. Das heutige Digitale Zeitalter trifft auf das klassische europäische Erbe, dem mit dem pythagoräischen Weltbild ebenfalls zahlenbasierte Denkmodelle zugrunde liegen.

Die Sonderausstellung wird im Zeitraum von Oktober bis Dezember von ca. 4 Vortragsabenden begleitet, deren Termine und Themen rechtzeitig bekannt gegeben werden.
Herr Staatsminister Dr. Thomas Goppel vom Bayerischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst wird die Ausstellung eröffnen.

Colour Matrix wird gesponsert von:
Kodak, NEC, acrom professional lab munich & london, Derix Glasstudios, Alphaform AG, bayern design gmbh, Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Adobe, Kultur_, Imagic Productions, General Electric, NewTek (LightWave) und Singular Inversions.

Ausgestellte Werkserien

Digital Album
Was zeigt ein Bild? Vorsichtig gesprochen zeigt ein Bild immer Farben und Formen. (...) Die Bilder aus Andrej Barovs Serie ‚Digital Album‘ zeigen vertraute Formen, Buchstaben- und Ziffernkolonnen, die jedoch keinen Sinn ergeben. Einen solchen Sinn unterstellt jedoch der jeweilige Titel, zum Beispiel ‚London‘, ‚Wien‘, ‚New York‘, für jedes einzelne Bild. So sollte man vielleicht vorsichtiger sagen, daß sich der Sinn der Formen offenbar nur dem menschlichen Betrachter verschließt. Dennoch ist er in diesen Formen enthalten. Nur eben so, wie auch eine Pflanze nicht als miniaturisiertes Exemplar, sondern irgendwie anders in ihrem Keim enthalten ist. Die Bilder in Digital Album sind nicht mehr auf den Menschen hin angelegt, wie es seit der Malerei der Renaissance üblich ist, sondern auf die Sehweise der Computer.

256 (Indizierte Farbpalette von Raffaels „Schule von Athen“, Vatikan, Stanza della Segnatura)
Die Arbeiten der Serie 256 verschaffen uns Einblicke in das ‚Farbensehen‘ von Computern. Wir sehen die von einem Grafikprogramm zerlegten und in 256 Farbtöne gerasterten Farbwerte von Originalbildern. Die Verteilung der Farbfelder stimmt mit dem Originalbild ungefähr überein. Durch diese Technik sind wir erstmals in der Lage, Farbwerte und Farbwirkung eines Bildes in völliger Abstraktion, getrennt von der gegenständlichen Darstellung, den Farbsubstanzen, dem Bildträger usw. usf. zu betrachten. Fast immer können wir die indizierte Farbpalette ihrem Ursprungsbild zuordnen. Aber verspüren wir auch dieselben Emotionen? Welche Wirkung hat die Farbstimmung auf uns, wenn ihr die gegenständliche Grundlage entzogen worden ist?
Die Werkserie „256“ ist es auch, die die Durchführung der Sonderausstellung im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke besonders nahelegt. Denn genauso wie diese Bilder Farbe und Form trennen, zeigen uns die originalgroßen Gipsabgüsse antiker Statuen die reine Form der Skulpturen abstrahiert von der Stofflichkeit und Oberflächenwirkung des ursprünglichen Werkstoffs, sei es Marmor oder Bronze.

Colours of Fragrance
Heute berücksichtigt das ‚Design‘ unserer Lebenswelt meist nur visuelle und akustische Reize. Der Geruchssinn galt dagegen lange Zeit als ein minderwertiger, ‚niederer‘ Sinn, weil er auf eher emotionaler und unbewußter Ebene in unser Leben eingreift. Heute kennen wir seine enorme Leistungsfähigkeit, so war es nur eine Frage der Zeit, daß auch Literatur, Film und Bildende Künste, Wirtschaft und Werbung die Welt der Düfte betreten. Doch wie stellt man Gerüche dar?
Andrej Barov ist einer der ersten, der 3D-Animationsprogramme für die Herstellung großformatiger hyperrealistischer Digitalfotografie zweckentfremdet. Er fotografiert Düfte in ihren Flacons und bearbeitet danach einen Längsschnitt der digitalisierten Bilder am Computer mit einem 3D-Animationsprogramm. Die Pixel werden vervielfältigt und danach als eine breite Bildebene abgerollt. Die so entstehenden, ausdrucksstarken Farbflächen zeigen in völliger Abstraktion den Farbeindruck, der den weltberühmten Düften von ihren Werbestrategen beigegeben worden ist, um die ihnen zugeschriebenen Qualitäten zu verdeutlichen.

Gehirnwäsche
In vergleichbaren Verfahren entstand die Werkserie „Gehirnwäsche“. Dieses Mal wurden die Farbenkombinationen aus Waschmittelverpackungen extrahiert. Der Titel ‚Gehirnwäsche’ spielt in witziger Weise auf die fragwürdigen Strategien der Waschmittelwerbung an, deren Werbekonzept in vieler Hinsicht dem für Düfte ähnelt. In den digitalen Fotografien von Andrej Barov entsprechen diese verführerischen aber unsinnigen Aussagen der hypnotischen Wirkung, die konzentrische Kreise oder Spiralen beim Betrachter bewirken. Darüber hinaus ruft das aus der 3D-Animation entstandene und bestechend schöne Bild, das bei genauerem Hinsehen weder konzentrische Kreise noch Spiralen enthält, die Rotation der Waschmaschinentrommel ins Gedächtnis.

Wraps
Andrej Barov verändert die räumliche Präsenz von geometrischen Idealkörpern wie Kugeln, Würfeln oder Kegeln durch das Aufbringen von Farbe, Lichtführung und Glanz. Dadurch wird ihre Ausdehnung im Raum für unser Auge besser erfahrbar. Die Brillanz der virtuellen Umsetzung kommt dabei der Grenze zur optischen Täuschung gefährlich nahe. Für „Wraps“ hat Andrej Barov u.a. die antiken Ornamente verwendet, die von Ulrike und Vinzenz Brinkmann an antiken Skulpturen rekonstruiert wurden. Diese vollflächig deckenden Farbornamente, stellten allerhöchste Anforderungen an die antiken Bildhauer, da sie nur bei perfekt ausgearbeiteten, fehlerfreien Körperformen voll zur Geltung kamen. Die Rekonstruktion der Ornamente auf den antiken Marmorskulpturen hat unsere Aufmerksamkeit dabei auf eine wichtige Fähigkeit des Auges gelenkt: Legt man ein regelmäßiges Muster auf die Oberfläche eines Körpers, so wird dessen Räumlichkeit „nachgezeichnet“. Durch die Verkürzung und Krümmung der Linie an den abgewandten Bereichen erhält der Betrachter präzise Informationen über die Raumausdehnung ­ sogar wenn keinerlei gerichtete Lichtquelle Schatten- und Lichtseiten hervorruft. Moderne CAD-Konstruktionsprogramme, wie sie heute in der Industrie in Gebrauch sind, verfügen zu diesem Zweck über die so genannte „Zebra-Analyse“.

Projekt BMO _ M 23
Was empfinden wir als schön? Manche Forscher glauben, daß unsere ästhetischen Vorlieben genetisch vorbestimmt sind. In unserer Ausstellung werden zwei- und dreidimensionale Ideal-Gesichter, rechnergestützt hergestellt von Andrej Barov aus den Gesichtern von 50 ‚schönen‘ Menschen nach einer Norm-Maske, wie sie die Schönheitschirurgie verwendet, einem zahlen- bzw. proportionsbasierten Schönheitsideal der Antike gegenübergestellt: „Alles ist Zahl“, sagte Pythagoras. Die Natur ist ein von Gleichmaß und Ausgewogenheit bestimmtes Ordnungsgefüge und die eigentliche Wirklichkeit der Natur, und mit ihr der Mensch, können allein durch das Medium der Zahl dargestellt werden.

Die Sonderausstellung soll von ca. vier Abendveranstaltungen begleitet werden. Die Arbeiten von Andrej Barov sowie die von ihm konzipierte Raumgestaltung für den Lichthof Nord des Museums werden hierfür einen künstlerischen Rahmen von hoher Ästhetik bilden. Zentrales Thema dieser Abendveranstaltungen werden die Ästhetik des Digitalen Zeitalters und die neuronalen Grundlagen der menschlichen Wahrnehmung sein. Hierfür planen wir zusätzliche Installationen bzw. Experimente, die jeweils von Vorträgen renommierter Fachleute erläutert werden sollen. Ausstellung, hochkarätige Events und ungewohnte Erlebnisräume sollen Kunst, Wissenschaft, Publikum und nicht zuletzt Wirtschaft mit dem Ziel der Wissensvermittlung aber auch Unterhaltung zusammenführen.
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