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Maße 100 x 135 cm, Auflage 5
Maße 140 x 200 cm, Auflage 3
Maße 160 x 240 cm, Auflage 2
2001/2003


Das scannende Auge – „DURSTLÖSCHER“

TEXT: Dr. Ingeborg Kader
Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke, München

IN SEINER WERKSERIE „Durstlöscher“ reduziert Andrej Barov – stellvertretend für all jene Produkte und Eindrücke, die Tag für Tag an uns vorüberziehen – Markengetränke auf ihre Farbcodes, vergleichbar den Strichcodes für die Scanner der Supermarktkassen. Diesem täglichen, automatisierten Ritual verdankt Barov die Idee zu der Werkserie. So wie der Kassenscanner dem Strichcode alle Informationen für den Verkauf der Produkte entnimmt, „scannen“ wir die minutiös durchdachten Labels der Markenprodukte, und – wir greifen zu. Die „Durstlöscher“ bringen unbewusst Wahrgenommenes in unser Bewusstsein zurück: den professionellen Konsumentenblick, der über das Supermarktregal gleitet und für einen kurzen Augenblick an einem Artikel hängen bleibt und diesen Augenblick so lange dehnt, bis das Auge beim nächsten Artikel verharrt und diesem für einen weiteren kurzen Augenblick seine Aufmerksamkeit schenkt ...
Ein wesentlicher Faktor der Verkaufspsychologie sind zum Beispiel Farben. Sie binden Produkte an emotionale Erwartungen, Hoffnungen und Gefühle des Konsumenten, versprechen ihm die Erfüllung seiner Wünsche. Die Farbe ist das Element der Werbebotschaft, das an das spontane Gefühl des „Like/Dislike“, des „Ich mag“ oder „Ich mag nicht“ appelliert.
Barovs Arbeitsweise genügt wissenschaftlichen Grundsätzen von Übertragbarkeit, Nachprüfbarkeit und Wiederholbarkeit und gleicht damit einem präzisen naturwissenschaftlichen Experiment oder einer gewissenhaften sozialwissenschaftlichen Erhebung, ist eher Statistik als Ekstase. Er macht förmlich einen Strich durch das Label, er digitalisiert die mit Etikett versehene Bier-, Wodkaoder Cola-Flasche und sucht sich den vollständigsten vertikalen Ausschnitt – eine hauchdünne Linie nur. Diese Linie dehnt er mit einem 3-D-Animationsprogramm über die gesamte Bildfläche. Ein einheitliches Prinzip wie das „axiale Bildfindungssystem“ im Falle der Serie „Durstlöscher“ wird festgeschrieben und immer wieder formelhaft auf verschiedene Motive angewendet. Diese Vorgehensweise erinnert in keinster Weise an die intuitive Geste des Künstlergenies, an gefühlvolle Regungen oder Inspiration, sondern an Forschung.
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