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C-Print auf und hinter Acrylglas (4cm Gesamtstärke)
Triptychon, Maße pro Element 60 x 60 cm
Auflage 10
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2003
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Der Duft der Farben
„COLOURS OF FRAGRANCE“
TEXT: Dr. Ingeborg Kader
Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke, München
DIE SINNE und ihre neu entdeckten Potenziale stehen immer
mehr im Zentrum allgemeinen Interesses. Das „Design“ unserer
Lebenswelt berücksichtigt vor allem visuelle und akustische Reize.
Der Geruchssinn hingegen galt lange Zeit als minderwertiger,
„niederer“ Sinn, weil er auf emotionaler und unbewusster Ebene in
unser Leben eingreift. Heute kennen wir seine enorme Leistungsfähigkeit
und wissen, dass der Mensch zwischen Tausenden verschiedener
Duftstoffe unterscheiden, manchmal sogar einzelne
Duftmoleküle wahrnehmen kann. Auch der Einfluss auf das vegetative
und hormonelle System, auf Antipathie und Sympathie ist
unbestritten. So war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Literatur
und bildende Künste, Wirtschaft und Werbung die Welt der Düfte
betraten. Doch wie stellt man sie dar?
In seiner Werkserie „Colours of Fragrance“ fotografiert Andrej
Barov Düfte in ihren Flakons und bearbeitet danach einen Längsschnitt
der digitalisierten Bilder am Computer mit einem 3-D-Animationsprogramm.
Die Pixel werden vervielfältigt und danach als
eine breite Bildebene abgerollt.
Die so entstehenden, ausdrucksstarken Farbflächen zeigen in völliger
Abstraktion den Farbeindruck, der weltberühmten Düften von
ihren Werbestrategen beigegeben worden ist, um ihre „Qualitäten“
zu veranschaulichen: Sinnlichkeit, Ausstrahlung, Anziehungskraft,
Glamour, Eleganz, Schönheit, Distanz, Wärme, Leichtigkeit,
Frühling, Sommer ... Nicht nur der Duft, sondern eben auch seine
Farbe, sein Image entscheiden darüber, ob wir das Parfum sympathisch
finden und zugreifen oder ob wir uns zurückhalten. Farben
als Träger von Emotionen – gewiefte Verkaufsstrategen bearbeiten
uns schon lange auf diese, unserem rationalen Zugriff entzogene
Weise. Und ob es uns gefällt oder nicht: Die modernen Neurowissenschaften
verbessern deren Hilfsmittel für den kürzesten und
unbewachten Weg in unser Bewusstsein zusehends.
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